Warum echte Worte mehr helfen als Floskeln
Ein Text von Kevin Zude
„Er ist jetzt an einem besseren Ort.“ – „Zeit heilt alle Wunden.“ – „Du musst stark sein.“
Diese Sätze hören wir oft bei einem Trauerfall. Und so gut sie gemeint sind, so leer können sie sich anfühlen. Wie ein Echo aus einem Raum, in dem man sich plötzlich fremd fühlt. Denn Floskeln haben keinen Abdruck. Sie berühren nicht – sie decken zu.
Warum sagen wir Floskeln?
Weil wir nicht wissen, was wir sonst sagen sollen. Weil wir gelernt haben, dass Trost sich in Sprüchen verpacken lässt. Weil wir Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Aber in Wirklichkeit sind es gerade die „unperfekten“ Worte, die bleiben.
Echte Worte dürfen stolpern
Wenn du ehrlich sagst: „Ich finde gerade keine Worte, aber ich bin da.“ – dann ist das mehr als jede wohlklingende Redewendung. Es zeigt: Du bist bei dir. Und bei dem anderen. Nicht in einem gelernten Skript, sondern im Moment.
In der Rede: Kein Satz von der Stange
Ich schreibe jede Rede selbst. Kein Copy & Paste. Keine Textbausteine. Denn wer Abschied nimmt, verdient keine Standardrede. Sondern einen echten Blick auf das gelebte Leben. Mit all seinen Brüchen, Eigenarten, Farben.
Manchmal ist ein einziger Satz der Schlüssel: „Sie hat immer gesagt …“ – „Er hat nie gemocht, wenn …“ – „Das war typisch für ihn.“ Solche Sätze öffnen Erinnerungen. Und sie öffnen Herzen.
Worte können heilen – wenn sie ehrlich sind
Natürlich heilt Sprache keine Wunde vollständig. Aber sie kann sie verbinden. Und sie kann zeigen: Du bist gesehen. Du wirst erinnert – nicht als Ideal, sondern als Mensch.
Zwischen den Zeilen beginnt das Erinnern.
Und es beginnt mit Worten, die sich trauen, echt zu sein.