Trauer braucht Raum – und Sprache
Ein Text von Kevin Zude
Trauer hat keinen Fahrplan. Kein „jetzt solltest du langsam drüber hinweg sein“. Kein „du musst loslassen“. Trauer ist wild. Leise. Laut. Rückziehend. Drängend. Und manchmal: alles zugleich. Was sie vor allem braucht? Raum. Und Sprache.
Ein Raum für Gefühle, die nicht in Schubladen passen
Viele Menschen trauern im Verborgenen – weil sie glauben, stark sein zu müssen. Weil sie keine Worte finden. Oder weil sie sich nicht sicher sind, ob sie überhaupt das Recht haben zu trauern.
Doch Trauer ist kein Wettbewerb. Sie vergleicht sich nicht. Sie ist. Und sie darf Raum bekommen – im Alltag, in Gesprächen, in Gedanken, in Zeremonien. Ich sehe meine Aufgabe darin, diesen Raum zu halten.
Sprache schafft Verbindung
Manche sagen: „Ich kann nicht reden, wenn ich traurig bin.“ Und das ist okay. Denn oft genügt es schon, wenn jemand Worte für dich findet. Worte, die nicht erklären wollen. Sondern zeigen: Ich höre dich. Ich sehe dich. Ich bin da.
Genau darum schreibe ich Reden, die keine Vorträge sind. Sondern ein Gespräch – mit der verstorbenen Person, mit dir, mit denen, die zuhören. Worte, die Brücken bauen, wo vorher nur Brüche waren.
Trauer braucht Zeit – aber nicht allein
Oft hilft es, wenn jemand da ist, der mit aushält. Der die Stille nicht füllt, aber begleitet. Der sich Zeit nimmt, obwohl alles drängt. Das kann ein Freund sein. Ein Redner. Oder einfach ein Mensch, der zuhört, ohne zu urteilen.
Zwischen den Zeilen beginnt das Erinnern.
Und es beginnt da, wo Trauer nicht weggeredet wird – sondern Raum bekommt.