Trauer in Patchwork-Familien – Wenn Nähe nicht immer einfach ist
Ein Text von Kevin Zude
In klassischen Familienstrukturen ist oft klar, wer welche Rolle hat – zumindest oberflächlich. Doch in Patchwork-Familien ist das anders: Da gibt es Bonuskinder, Ex-Partnerinnen, neue Lebensgefährten, emotionale Nähe und Distanz – manchmal alles auf einmal.
Wer gehört zur Trauer dazu?
Wenn ein Mensch stirbt, treffen in Patchwork-Konstellationen oft viele Ebenen aufeinander: biologische Kinder, Stiefkinder, getrennt lebende Eltern, neue Partner. Und jede*r trauert auf eigene Weise – mit eigenen Rechten, Geschichten, Verletzungen.
In meinen Gesprächen spüre ich häufig Unsicherheit: „Darf ich überhaupt was sagen?“ – „Gehöre ich dazu?“ – „Wird mein Anteil gesehen?“
Raum für alle Beziehungen
In einer guten Rede geht es nicht darum, alles glattzubügeln. Es geht darum, ehrlich zu zeigen, was war. Auch wenn es kompliziert war. Auch wenn nicht jeder mit jedem klarkam. Es geht darum, alle Perspektiven mitzudenken – und trotzdem einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen.
Ich frage: „Was war euer Verhältnis?“ Und ich bewerte nicht, ob es eng war oder schwierig. Denn auch Distanz kann schmerzen. Und auch eine stille Beziehung kann geprägt haben.
Kein Schwarz-Weiß
Patchwork-Familien zeigen, dass Leben nicht immer sortiert ist. Und Trauer ist es auch nicht. Deshalb braucht sie Raum für das Dazwischen. Für das „und trotzdem“. Für das „es war kompliziert, aber …“
Zwischen den Zeilen beginnt das Erinnern.
Und das Erinnern darf bunt sein, brüchig – und trotzdem verbindend.